Hi Fans!
So pflegte mein Opa üblicherweise seine Zuhörer zu begrüßen, der guten Tradition möchte ich mich nun mal anschließen.
Nachdem Lars ja mit seinem letzten Blogeintrag viele Leser mit unseren Wildlife-Erlebnissen geschockt hat und wir Euch vorher mit unseren Fotoserien laut Philip gefoltert haben („Eure Fotos sind wahre Folter!“), haben wir nun mal einen etwas anderen Beitrag, nachdem wir die letzten Wochen auch ein wenig anders verbracht haben. Keine Sorge, die Fotos im Anhang machen nicht neidisch und wecken sicher keine Reiselust;-)
Nach unseren Kopfproblemen und einigen Tagen Costa Rica (sprich
Koschschda Rieka, so wird uns Deutschen im lateinamerikanischen Ausland nachgesagt, würden wir den Namen des schönen Landes aussprechen...) haben wir unseren Versuch fortgesetzt, nach chinesischem Vorbild im Sauseschritt nach Panama City zu gelangen, wo bereits unsere Schweizer Containerpartner auf uns warteten. Unser Shortbus ist allerdings ein deutsches Fabrikat, gebaut in den USA, daher wollte er unser Tempo nicht mitgehen und hat kurz hinter der costaricanisch-panamesichen Grenze mit viel Pauken und Trompeten (Dampf und Geknatter) den Geist aufgegeben. Natürlich hat er sich dazu eine schön abgelegene Stelle auf der Panamericana ausgesucht und die romantische Abenddämmerung. Er hat halt Stil, der Gute! Wir haben dann eine zauberhafte Nacht verbracht bei einem netten Mann auf dem Grundstück, safety first, versteht sich. Am nächsten Morgen, es war bereits der Tag, an dem wir abends im 350km entfernten Panama City mit den Schweizer Containerfreunden Roger und Mirjam verabredet waren, hat uns ein fast gar nicht eigennütziger Mann für schlappe 10$ den Tipp verraten, dass in unserer Autoversicherung eine Abschleppfahrt in die nächste Stadt inklusive ist. War sie dann nicht, aber das haben weder Mann, Abschlepper noch Versicherung geschnallt. Glück für uns, denn wir mussten für diese Fahrt wirklich nichts bezahlen! In dieser nächsten Stadt Santiago fanden wir selbstverständlich auf die schnelle keinen Mechaniker, der uns erstmal fahrtüchtig machen konnte, also mussten wir nun auf eigene Kosten ein weiteres Mal den Abschleppdienst rufen, der uns dann am späten Abend in Panama City vor dem Hostel abgesetzt hat. Wir hatten einige Tage vorher den Containerpartnern das Wort gegeben, dass wir auf jeden Fall mit ihnen an dem geplanten Termin verschiffen wollten und einen Container gebucht. Weiterhin hatten Roger und Miriam es geschafft, noch einen Motorradfahrer aufzutreiben, der auch noch mit in den Container passt. Also unser Shortbus mit dem
Joyota und einem Töff (wir sprechen Schwizerdütsch...) in einem Container. Da war nichts zu machen, wir mussten schnell nach Panama kommen, koste es, was es wolle. Nun, Abschleppen über knapp 250km kostet in Panama 250$, Preise wie bei der Deutschen Bahn;-)
In Panama begann dann das große Abenteuer „Verschiffung“. Der ganze Prozess ist vermutlich komplizierter, als wolle man einen Umzug von Hallig Hooge nach Oberammergau unternehmen, nebenbei heiraten, 5 Kinder aus Afrika adoptieren und vorher noch schnell seine Steuererklärung der letzten zwei Jahre abgeben. Wir hatten bei unserer Superagentin Tea Kalmbach gebucht, die versprach uns nämlich günstige Preise, keine Zusatzkosten und den tollen Aspekt, dass wir unsere Fahrzeuge persönlich in den Container fahren können und zuschauen, wie dieser verschlossen und versiegelt wird.
Bei einer Verschiffung zwischen Panama und Kolumbien werden nämlich gern mal Autos aufgebrochen, durchwühlt, zerstört und ausgeraubt. Am Hafen in Colón sollte uns ihre Partnerin Danía bei allen Vorgängen unterstützen.
Ich möchte mich jetzt nicht in Details verlieren, aber bei unserer Verschiffung hat so ziemlich nix so geklappt, wie es abgesprochen war. Unsere Senoras Agentinnen waren der absolute Reinfall, und ein bißchen mehr Geld sind wir natürlich auch losgeworden. Dazu kamen die absolut schwachsinnigen und unseriösen Prozesse in den Häfen in Colón und Cartagena. Hier ein paar lustige Beispiele:
- Als wir einen Tag vor der Verladung unseren Polizeicheck in Panama unternehmen mussten, war es uns verboten, in kurzen Hosen das Polizeigebäude zu betreten, um unsere Unterlagen wieder abzuholen.
- Am Hafen in Colón verabschiedete Agentin Danía sich um 11Uhr, sie müsse nun für uns klären, ob wir unsere Autos bis in den Container begleiten könnten und komme um 12Uhr wieder. Als sie um 15Uhr noch nicht wieder da war, haben wir uns selbständig auf die Reise gemacht.
- In Colón konnten wir selbstverständlich nicht unsere Autos bis zum Container begleiten und mussten sie auf einem Parkplatz abgeben. Hier wurde, wie beim Verleih von Mietwagen, der Zustand der Fahrzeuge dokumentiert. Unseren Fahrzeuge wurde unisono bestätigt, dass die gesamte Karosserie beschädigt sei und überall Schrammen und Beulen seien. Unterschrieben war dieser Wisch von unserer Super-Danía.
- Als wir uns schon bei der Verladung merkten, dass so ziemlich alles anders läuft als abgesprochen und wir diese Dinge mit Tea Kalmbach, unserer Agentin besprechen wollten, war diese urplötzlich nicht mehr zu erreichen. Sie hinge in Argentinien am Flughafen fest wegen Aschewolke – 3 Tage keine Mails. Das Handy hatte sie zufällig am gleichen Tag auch noch abgegeben – zufällig fand all das statt ab dem Tag, an dem wir unser Geld überwiesen hatten.
- Um sein Fahrzeug in Cartagena/ Kolumbien wieder aus dem Hafen zu bekommen, braucht man angeblich 13 Stunden, wir haben es in 12 Stunden geschafft (Stolz!!) und mussten dabei zehn Taxifahrten unternehmen.
- Den Hafen in Cartagena darf man nur mit langen Hosen und festen Schuhen betreten, macht Spaß bei tropischen Temperaturen, aber macht immerhin mehr Sinn als beim Polizeigebäude.
- Insgesamt sind wir jeweils gefühlte 20 Kopien von unseren Reisepässen, den gestempelten Seiten der Pässe, den Fahrzeugscheinen, den Bill of Ladings, Zollunterlagen und Führerscheinen losgeworden.
- Der Aufenthalt unserer Fahrzeuge im Hafen Cartagena bis zur Abholung wurde nach Kilo berechnet
- undundundundund
Nun, die besprochenen Details mit unserer Agentin Tea Kalmbach wurden zum größten Teil nicht eingehalten (
Don´t ship with Tea Kalmbach!!! Nur für den Fall, dass andere Reisende unseren Blog lesen...).
Unterm Strich haben wir dann ein wenig mehr bezahlt als geplant, alle unsere Nerven verloren, die wir besitzen, einen neuen Erzfeind auserkoren und dann gestern glücklich und zufrieden unseren Shortbus, den Schwizer Minsk und Shaheens Anastacia (wir sind nicht die einzigen Bekloppten, die ihrem Fahrzeug einen Namen geben...) fast unverletzt und unbeschädigt, vor allem aber unbeklaut aus dem Hafen von Cartagena fahren können. Ein glorreicher Moment für Miriam, Shaheen und mich, denn nur wir als Besitzer der Fahrzeuge konnten diesen Wahnsinnsprozess durchlaufen. Roger und Lars haben uns mental mit viel Bier, Zigaretten und Copa America in der Glotze Beistand geleistet
J
Dem aufmerksamen Zuhörer mag aufgefallen sein, dass wir mit unserem Shortbus ein fast nicht mehr fahrtüchtiges Fahrzeug verschifft haben...Um die Spannung zu halten und ein klein wenig Extra-Spaß zu haben, mussten wir also unseren Bus die 70km von Panama bis Colón abschleppen lassen, ebenso die lächerlichen 10km in Cartagena aus dem Hafen heraus in die Autowerkstatt, in der er jetzt steht. Diese Aufgabe hat der Schweizer Joyota mit links gelöst! Roger und Miriam hatten zum Glück ein Abschleppseil dabei, das Nervenkitzel pur verspricht und am Ende einen guten Dienst getan hat. Nur zweimal riss das Seil, und mit nur knapp 3m Länge konnten wir uns unseren Helfern stets nahe fühlen...und das alles bei flotten 80kmh...haha, das hat definitiv einen Hallo-Wach-Effekt, wat´n Spaß!
Wer des Schwitzerdütsch bereits mächtig ist oder einfach nur eine neue lustige Sprache lernen möchte, ist herzlich eingeladen, unsere Erlebnisse aus den Augen von Roger und Miriam zu lesen. Die Copyrights haben wir selbstverständlich mit Bier erkauft:
Da dä Start vo dä Verschiffigsprozedur amä Mittwuch ahfangt, händ mir mit Maiken und Lars veriibart, dass si am Mäntig i dä
Panamapassage ahchömed, damit mär no Ziit händ diä letschtä Details z’bespräche. Mir händ dänn nöd schlächt gstuuned wo
diä Zwei plötzlich mit zwei Autos ahcho sind, wobie eis dävo än Abschleppwage gsi isch. Mängisch lauft würklich nüt
nach Plan. Maiken und Lars händ sich aber däzuä entschidä trotz allem nach Kolumbie z’verschiffe, womit mir eus voll
und ganz uf d’Verschiffig händ chöne konzentriäre. S’einzig Problem isch nur dass mir in Panama City (Pazifik) sind und
is 80km enpfärnte Colon (Karibik) müänd fahre. Mir entscheided eus, dass dä Misnk dä VW-Bus muäs abschleppä.
Will mir
no gnuäg Platz im Container händ, händ mir eus no uf d’Suächi nachäme Töfffahrer gmacht, zum nomal 100$ z’spare. Dä
händ mir dänn au gfunde und am Tsischtig isch dä Shaheen us dä USA i dä Panamapassage itrofe. Somit sind mir foif
Containerfründe komplett. Am Mittwuchmorge mached mir bi dä Polizei ä temporäri Usreisebewilligung, was nötig isch zum
dä Itrag im Pass vom Fahrzügeigätümer z’lösche. Ohni dä Itrag döf dä Autobsitzer s’Land nöd verlah. Das diänt als
Sicherheit für s’Land dämit mär nöd ilegal Auto importiäre chan. Am nöchste Tag started mir eusä Konvoi nach Colon.
Mir vorus und dä VW-Bus, verbunde mit äm Abschlepseil, mit 2 Meter Abstand hinä dri. Als Besäwag, Pfufferzone und
Schlussliächt no dä Shaheen mit sim Töff. Alles guät gange bis zur erstä Zahlstell vo dä Autobahn. Dört häd üs diä Frau
im Kassehüüsli sehr komisch ahgluäged wo mir gseid händ mir zahled grad für beidi Auto. Wo si eus gfrögt häd öb mir
verbunde sind mit äm VW-Bus und mir das dänn bejat händ, isch grad gar nüm guät gsi. Als Reaktion verrüärt si d’Händ
lauft zum Hüüsli us, holt ä Kollegin däzuä und diskutiäred emozionsglad mitänand, und mir dänked scho s’
Abschleppabentür isch da z’änd. Es stellt sich dänn jedoch usä, dass d’Bariäre i some Fall manuel muäs göffnet wärde.
Uff da hämer ja nomal glück gha… und weiter geht die wildi Fahrt, olé .
Diä zweiti Zahlstell isch dänn au intressant
worde. Anstell vo grosse Augä meint diä netti Damä im Hüsli nur: rapido rapido rapidissimo…. Ja und dänn isch halt
passiärt. S’Abschleppseil häds voll verrissä. Zum Glück wüssed mär wiä än rächte Chnopf gaht und so wird dä VW-Bus
mitmä guäte schwiizer qualitäts Doppelchnopf wieder mit äm Minsk verbunde. Das hebäd dänn bis zum Stop and Go in Colon.
Trotz vorsichtigäm Ahfahre riist das Seil irgendwo i dä Kolonä, aber nöd öpä bim schwiizer qualitäts Doppelchnopf! S’
churzä Stuck bis zum Hafe häd dänn dä VW-Bus no sälber gschafft. (Kaputti Zilinderchopfdichtig)
Im Hafegländ händ mir
dänn eusi Agäntin troffe wo eus ohni grossi Wort dur dä ganz Papierchriäg durägschlüüst häd. Das häd super gstartet und
häd äs jähs Änd gnoh bi dä Inspektion. Will nüt komuniziärt worde isch, händ mir ganzi 5 Stund gwartet, bis äs dänn
scho fascht z’spat gsi isch zum diä ganz Prozedur no am gliche Tag färtig zmache. Da mir jedoch uf Barikade gange sind,
händ mir eusi Schlüssel chönä abgäh und s’Hafägländ nach ganze 10 Stund verlah.
Dä Minsk steckt imä Container zäme mit
äm Shortbus (VW-Bus) und dä Anastacia (Töff) irgendwo zwüsched Panama und Kolumbiä. “Die Gefährten“ träffed sich in
Cartagena wieder. Diä nöchst Folg vo eusäm Verschiffigsmärli gits dänn imnä Monät.
Nun steht der Shortbus in der Werkstatt und wir erwarten gespannt das Urteil der VW-Menschen. Vermutlich ist das eine Problem die Zylinderkopfdichtung, sicher ist auch die Kupplung kaputt.
Wir hängen also schon seit 2 Wochen fest und beschäftigen uns damit, ein fahrtüchtigen Shortbus für Südamerika zu bekommen. Die Hochzeit von Beatle und Teresa rückt in immer größere Nähe, aber wir sind es ja gewohnt, in Windeseile durch die Länder zu reisen und werden dann hoffentlich rechtzeitig Ende des Monats in Guayaquil/ Ecuador ankommen.
Zum Glück waren wir die meiste Zeit nicht allein und haben super Freunde mit unseren Containerfreunden gefunden. Wir jammern und motzen jetzt schon, weil sie überraschenderweise ihre Reise dann auch fortsetzen wollen und uns übermorgen verlassen werden. Da die Schweizer sprichwörtlich nicht die größte Eile haben, sehen wir gute Chancen, sie irgendwo auf dem Weg nach Argentinien wieder einzuholen.
Große Bange bereitet uns noch die Frage, ob Greta sich überreden lässt, mit uns die Reise fortzusetzen. Sie hat sich nämlich bereits fortgeschrittene Kenntnisse im Schwizerdütsch angeeignet...
http://www.youtube.com/watch?v=ARW9I63AudM
Cartagena ist eine tolle Stadt, heiß und wild, Salsa an jeder Ecke, kolonial hübsch. Hier haben wir ein recht günstiges Hostel, in dem wir nun unseren neuen Jobs nachgehen können und unsere ramponierte Reisekasse mit ein paar Artikeln aufbessern können. Vermutlich holen uns unsere Aussi-Mädchen tatsächlich sogar ein, denn die besteigen morgen ein Segelboot und segeln rüber nach Cartagena. Dann können Lars und Jenni wieder Tequila-Brause trinken und alles wird gut! Und wenn wir dann wieder on the road sind, werden wir euch weiter mit spannenden Berichten und atemberaubenden Fotos quälen, versprochen!
Also, bis dann, laßt es Euch gut gehen und genießt den Sommer! Seit gestern abend bin ich ja übrigens recht froh, nicht in Deutschland zu sein, nachdem ich erst ein wenig neidisch war, wenn ich mir Public Viewing und tosende, überschäumende Stimmung bei den deutschen Fußball-Mädels vorgestellt hatte. Hmmm, so konnten wir das Ergebnis gestern nur im Internet lesen, und ich musste keine Tränen vergießen...(ähnliches gilt übrigens für den Abstieg des magischen FC...)
Nun gucken wir die Copa und freuen uns über schlechte Argentinier;-)
So, nun ist aber genug!!
Eure Maiken
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Benzinsparendes Reisen in Panama |
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Unser Overlander-Quartier in Panama City |
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So kurz vorm Darien Gap trifft man plötzlich auf ganz viele von uns... |
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Benzinsparendes Reisen, die Zweite |
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Shaheens Anastacia geht fremd mit den netten Argentiniern, die zur gleichen Zeit verschifft haben und noch schneller reisen als alle Chinesen und Japaner zusammen (in 25 Tagen von Miami nach Panama City) |
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Warten in Colón. |
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Achtung, achtung! So verschifft man schrotte Autos. Wenn der Wagen länger als 5 Minuten an ist, explodiert er... |
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Hafenflair in Colón |
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Die Containercrew |
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Abschied von unseren Fahrzeugen in Colón |
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Greta in die Tonne getreten... |
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Verschiffung? Entspannung pur! |
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Greta wird flügge: mit ihrer neuen Frendin Eva |
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So teuer ist eine Verschiffung mit Tea Kalmbach |
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Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld... |
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Roger mit dem wahnsinnig langen Abschleppseil |
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Hafenidylle in Cartagena |
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Checkcheckcheck: Alles roger! |
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Shaheen darf wieder auf seine Anastacia |
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Benzinsparen, die Dritte |
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Verschiffung geschafft: Roger, Maiken, Lars, Mirjam und Shaheen |
Und nun doch noch ein paar schöne Fotos, Cartagena bei Tag und Nacht!
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Greta und ihr Rum! |
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