Freitag, 28. Oktober 2011

Herzlich willkommen auf der Welt, Juli. So schön ist sie...

 Der Titel ist ein kleiner Insider, nicht weiter wundern...


Es ist mal wieder Zeit für einen Blogeintrag. Das merkt man immer daran, wenn die Freunde und Verwandten sich vermehrt melden und wissen wollen, ob eigentlich alles in Ordnung ist in der Welt südlich des Äquators. Wir sind gesund (wieder) und haben tatsächlich immer noch Spaß an der Reise. Inzwischen waren meine Eltern in Argentinien eingetroffen, wo wir mit ihnen den nördlichen Teil des Landes angesehen haben. Das ist natürlich eine schöne Sache, andererseits wird einem da schon bewusst, dass die Reisezeit so ganz langsam Richtung Ende geht. Heute habe ich mal kurz nachgerechnet und kam auf ungefähr 61 Tage, die uns bleiben (wenn ich etwas ausrechne, bleibt der Wert meist im Ungefähren). Von vornherein wirkte die Zeit, bis meine Eltern und Moritz uns besuchen kommen, sehr weit weg, eben am Ende unserer Ausfahrt. Nun sind meine Eltern seit fast einer Woche schon wieder weg und Moritz befindet sich bereits in  seinem letzten Fernreiseurlaub vor dem mit uns. Kurz zur aktuellen Lage, damit Ihr Euch gut in unseren Zustand hineinversetzen könnt und das Gefühl habt, ganz dicht an uns zu sein, während Ihr diese Zeilen lest: Ich sitze auf einem Bett in einem Hostel im chilenischen Valparaíso, weniger als 2 Autostunden von Santiago entfernt, am Meer gelegen. Unser alter Paartrick hat wieder einmal funktioniert und so zahlen wir nur für 2 Betten in einem Schlafsaal für 3, haben aber faktisch ein Doppelzimmer, da verständlicherweise niemand Lust hat, mit einem Paar zusammen ein Dreierzimmer zu teilen. Diesen Tipp gebe ich hiermit mal an alle Budgetreisenden weiter, wer mit einem Kumpel reist, sollte einfach Hand in Hand ins Hostel gehen, dann klappt das sicher auch so. Der letzte Blogeintrag ist inzwischen wirklich schon sehr lange her und natürlich ist viel zu viel passiert, als dass man es alles niederschreiben könnte. Wir haben uns für eine eher unorthodoxe Route entschieden. Da unsere Zeit knapp wurde und wir es als fair empfanden, zusammen mit meinen Eltern zu reisen, wenn sie schon den weiten Weg nach Argentinien antreten, haben wir erstmal Bolivien aus der Route geschmissen. Witzig dabei war, dass unser ursprünglicher Plan (ursprünglich heißt geschmiedet in Ecuador Ende August) Bolivien mit Abstand am meisten Zeit einräumte von den Ländern, die wir vor Argentinien noch besuchen wollten. Wir waren dann allerdings doch deutlich länger in Perú, was gut war, und somit lief uns einfach die Zeit davon. Stattdessen sind wir über Chile nach Argentinien gereist, um, wie aufmerksame Leser schon festgestellt haben werden, nun wieder in Chile zu sein. Die 23-stündige Busfahrt, die wir morgen ins beschauliche Calama unternehmen, hatten wir bereits zurückgelegt. Nun fahren wir allerdings andersrum, was dazu führt, dass wir die Gebiete, die wir letztes Mal im Dunkeln verschlafen haben, diesmal sehen werden. Von Cusco aus, wo der letzte Blogeintrag entstanden war, haben wir uns auf den Weg Richtung Süden gemacht, genauer zum Titicacasee. Die Busfahrt war mit Abstand die schlimmste unserer Reise, da ich bereits eine Stunde nach Beginn der 12-stündigen Fahrt merkte, dass meine Innereien sich nach Hotelzimmer mit eigenem Bad und Kamillentee sehnten und nicht nach Busfahrt mit geteiltem Bad und dem mehrfach wiederholten Befehl, selbiges ausschließlich als Urinal zu benutzen. Der Bus musste dann eben mal an der Straße anhalten und Maiken hatte sich mental bereits darauf eingestellt, dass wir irgendwann einfach aussteigen würden und unser Zelt (Lindes Zelt, aber wir machens kaputt) am Straßenrand aufschlagen und dort nächtigen würden. Den Gefallen tat ich ihr allerdings nicht, Maiken schläft deutlich lieber im Zelt als ich und selbstverständlich erkannte ich die niederträchtige List in ihrem Angebot, so dass ich mich durchbiss und am Morgen mit einem spektakulären Sonnenaufgang über dem Lago Titicaca direkt bei der Ankunft in der Stadt Puno belohnt wurde. Dort waren wir dann auch so kaputt, dass wir uns direkt am Busbahnhof von einem Schlepper in ein Hotel ziehen ließen. Dort blieben wir dann auch gleich 3 Tage zum Auskurieren, bevor wir uns mit einem Boot zu einer Insel (Taquile der Name für alle Interessierten) bringen ließen. Hier mache ich einen kleinen Cut, weil Maiken gerne nochmal ein wenig über die Insel schreiben möchte, freut Euch also auf ihren Blogeintrag und die Fotitos, Taquile war wirklich cool.
....auf dem Weg zurück zum Festland. Wir hätten uns gerne noch den Colca Canyon, den tiefsten Canyon der Welt, angesehen, aber wie gesagt, die Zeit drängte langsam und die ganze Aktion wäre wieder mit Wanderung etc. verbunden gewesen. Dazu kam eine noch anhaltende Abneigung gegen Neigungen, die man raufmarschieren muss. Diese Antipathie hatten wir uns zusätzlich zu den vielen Mückenstichen in Choque eingefangen und sie war zu dem Zeitpunkt noch nicht abgeebbt. Also in den nächsten Bus nach Chile. Direkt vor der Grenze muss man aus dem Bus raus und mit einem Colectivo (Sammeltaxi) über die Grenze etwa 40 KM weit zur ersten chilenischen Stadt fahren, um von dort aus weiter nach Calama zu fahren. Da wir kein Geld zu verschenken haben, fragten wir vorher den Fahrer, was wir ihm bezahlen müssten, um den Rest unserer peruanischen Soles in wichtige letzte Einkäufe in Perú zu investieren. Schwer bepackt mit klebrigem Süßgebäck voller Dulce de Leche (jeder, der diese südamerikanische, in einigen Ländern auch als Manjar bezeichnete, Karamelmilchmasse kennt, wird mir unweigerlich zustimmen, dass das Fehlen dieses Produktes auf dem deutschen Markt schlichtweg als Skandal zu bezeichnen ist, zurückzuführen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Lobbyismusarbeit des Ferrero-Konzerns, der seine Hausmarke Nutella schützen will) rasten wir Richtung Grenze. Unglaubliches Pech, dass gerade bei dieser Fahrt die Tanknadel des Colectivos keinen Ausschlag mehr gab und wir noch in Perú eine Tankstelle anfuhren. Dort bezahlte der Fahrer just mit unserem 20 Soles Schein. Das wars, verdammt. Wir hatten den Fahrer mit Falschgeld bezahlen wollen und der Tankwart hatte es gemerkt. Die Ärgerkette ging vom Tankwart an den Fahrer und von dem direkt weiter an uns. Ich hatte bei der alten Frau am Maisstand gleich ein ungutes Gefühl... Immerhin konnten wir den Fahrer davon überzeugen, dass wir eher noch überraschter sind als er und wir gerne mit ihm zum nächsten Geldautomaten in Chile fahren können, um ihm echtes Geld zu geben. Danach dann keine weiteren Vorkommnisse. Die Fahrt nach Calama war überraschend schön, da wir fast durchgehend an den felsigen und versandeten Klippen der chilenischen Pazifikküste entlangfuhren. Irgendwann biegt der Bus allerdings ab und die gefangenen Insassen wissen, dass nun unweigerlich der Weg nach Calama kommt. Die Wüste um uns herum wurde mit jedem Kilometer staubiger, trockener und einfarbiger. Man fängt an, verdorrten Sträuchern einen interssierten Blick aus dem Fenster nachzuwerfen. Später gibt es dann auch die nicht mehr, stattdessen sieht man Sand und Stein. Das ganze hat etwas sehr beruhigendes, man wird wohl zwangsläufig müde bei soviel Eintönigkeit. Kurze Gedanken über den eigenen Wasservorrat (knapper halber Liter zu Zweit) und das Verhalten bei einem Motorschaden werden beiseite geträumt. Die Atacamawüste ist die trockenste Wüste der Welt und es gibt tatsächlich Orte, in denen es noch nie geregnet hat. Wenn es schon nichts auf dem Boden gibt in dieser trostlosen Einöde, so lässt sich doch genug darunter finden. Genug Kupfer. Und so entstand die Stadt Calama, in der Maiken etwas mehr als 3 Monate ihres Lebens verbracht hat. Die Kupfermine Chucicamata ist die größte offene Kupfermine der Welt. Eine Stadt direkt bei der Mine trägt den gleichen Namen, ist aber inzwischen eine Geisterstadt, da die Umweltbelastungen für Menschen zu hoch wurden und das zufällig zu dem Zeitpunkt herausgefunden wurde, als gleichzeitig klar wurde, dass direkt unter der Siedlung ebenso Kupfer zu finden ist. Endlich deckten sich die Interessen der Industrie mit denen der menschlichen Lungen und die Bewohner zogen nach Calama. Wir kamen dort spät am Abend an und hatten einen guten Überraschungsmoment für uns. Gladys, eine Freundin und Arbeitskollegin von damals, hatte ihre Emails nicht täglich gecheckt, so dass wir direkt in eine Geburtstagsparty platzten und alle gleich noch ein wenig glücklicher waren. Wir blieben 3 Tage in Calama, was aus Sicht von Maikens Leuten dort natürlich viel zu kurz war. Und die Menschen sind wirklich fantastisch. Am Ende haben sie sogar ihr Schaf, dass sie für den chilenischen Nationalfeiertag gekauft hatten, einen Tag vorher auf den Grill geworfen, da wir dummerweise genau am Feiertag wegfahren mussten. Über die Stadt selber kann man leider wirklich nicht viel Gutes verlieren und man muss sich wohl dem Lonely Planet anschließen, der trocken und ehrlich warnt: Calama is a shithole. Trotzdem war die Zeit dort schön, weil die Tage und die Abende mit den Leuten dort einfach Spaß gemacht haben, wir haben unendlich viel gegessen und meinem Spanisch hat es auch mal wieder gut getan, ein paar Tage fast nur spanisch zu sprechen.
Wie gesagt, es war Nationalfeiertag

Zum Fest ein Schaf, Maiken läuft das Wasser im Mund zusammen

Kupferzugstrecke durch Calama

Oh, wie schön ist Calama. Hier wird nicht alles zugebaut, sondern naturbelassene Erholungsflächen im Stadtkern erhalten

Asado

Der Kupfermann will nicht auf Einreisende einschlagen, das wirkt nur aus der Ferne so

Kupferzug durch die Wüste

Vor der Abfahrt mussten wir noch versprechen, bald wiederzukommen und dann ging es in den Bus nach Santiago zu Bea. Bea hatten Moritz und ich damals in Vietnam kennengelernt, sie war zusammen mit Glenda (das Mädchen aus Lima) am Reisen gewesen. Und sie besuchten wir nun in Santiago, wo sie mit ihrem Freund Emilio zusammen wohnt. Von Santiago war ich begeistert, was ich vorher überhaupt nicht erwartet hatte. Ich dachte, die nächste hübsche Stadt wird La Paz oder Sucre und die nächste coole, weltoffene Metropole Buenos Aires. Ein schöner Aspekt beim Reisen ist es ja ohnehin (schönes Wort, leider vom Aussterben bedroht), dass die eigenen Erwartungen ständig angepasst und geradezu ins Lächerliche gezogen werden, und so stellte sich Santiago ganz anders dar, als ich es erwartet hatte. Viele Viertel mit künstlerisch verzierten Fassaden, bemalten Häusern, kleinen Bars und Cafés mit Tischen voll mit Bier zwischen Menschen voll mit Bier auf den Straßen. Ich brauche fast nicht erwähnen, dass es super war, auch Bea nach so vielen Jahren (ok, 3, meine Mutter hat in Argentinien eine alte Freundin getroffen, die sie vor exakt 50 Jahren das letzte Mal gesehen hatte) wieder zu sehen. Emilio ist ebenfalls super sympathisch und wir hatten ein paar richtig gute Tage zusammen, in denen ich unter anderem das größte Stück Fleisch meines Lebens (ohne Nachdenken, aber definitiv wahr) in mich hineingedrückt und gleichzeitig die größte Menge Pisco durch meine Speiseröhre gespült habe. Neu war auch wieder das Angebot in den Supermärkten: Auf einmal gab es verschiedenste Sorten Oliven, Käse, 40 verschiedene Sorten Bier (gut für meine Kronkorkensammlung) und eisgekühlten Bommerlunder, kein Witz übrigens. Wir hielten uns mit Bea bestimmt eine Stunde im Supermarkt auf. Und das war es dann mit Chile zum Ersten. Während die arme Bea nach einer langen Nacht mit viel Pisco morgens um 6 aufstehen und in die Schule gehen musste (zum Unterrichten, keine Angst, der weibliche Auslandskontakt war nicht mehr 14), brachte uns Emilio ein paar Stunden später zum Busbahnhof und wir fuhren die nächsten 20 Stunden mit dem Bus nach Buenos Aires. 
So sieht die chilenische Fahne aus, wenn der Wind falsch steht
Scheißfotograf: Die schöne Lampe ist kaum noch zu sehen am Bildrand
Die Millitärparade im Park erfreut sich größter Beliebtheit

Was ist das denn für ein unkoordiniertes Militärpack. Also bei uns in Deutschland...

Barrio Bellavista


Bilz und Pap, die leckeren und gesunden chilenischen Erfrischungsgetränke, gibts nun auch als Eis.


Auszug aus der Auswahl im Hypermercado

Vorm Essen waren wir noch ganz jut druppe

Maiken freut sich über Mote, getrocknete Pfirsiche in ihrem eigenen Saft mit Weizenkörnern

Hutladen in Santiago

Bunte Häuser



King of Queens, links im Bild: Bea

Der Aconcagua, höchster Berg Südamerikas

Dies und das nächste gehören zu meinen Lieblingsbildern, da Maiken hier noch nicht sieht, dass sie gerade einen riesigen Eisbrocken fotografiert, der direkt auf sie zufliegt...

...und daher auch nicht mehr ausweichen kann.

Und an dieser Stelle höre ich erstmal auf. Das kann Euch eigentlich egal sein, da es im nächsten Satz weitergehen wird, aber Ihr habt ja ein Recht darauf zu erfahren, wann und wie diese Zeilen entstehen, und jetzt ist für heute abend Schluss und weiter gehts dann mit diesem Blog in Calama (die Metaebene, inhaltlich natürlich auf dem Weg nach Baires oder B. As., wie der gemeine Porteño (Bewohner von B. As.) schreiben würde).

Falsch. Diesmal nutze ich die Zeit im Bus, solange der Laptop ohne Strom auskommt. Bei meinem wären das inzwischen noch etwa 17 Minuten, das ist die vom Laptop angezeigte Restdauer, wenn das technische Wunderwerk voll geladen ist. Maikens Maschine hält dagegen vorbildliche 1,5 Stunden. Komischerweise sind beide Akkus sofort den Bach runter gegangen, als wir sie jeweils das erste Mal an einen landesfremden Stecker angeschlossen hatten. Liegt vielleicht an der unterschiedlichen Netzspannung, so zumindest meine Theorie. So sitze ich nun also seit etwa 13 Stunden im Bus, Maiken die ganze Zeit treu an meiner Seite, wo soll sie auch hin? Das gibt mir die gute Möglichkeit, kurz über unsere „neuen“ Fortbewegungsmittel zu reüssieren. Vom Short Bus sind wir in die Riesenbusse gewechselt. Das war zwar eine kleine Umstellung, klappt aber eigentlich ganz gut und vor allem sind wir nun in der Lage, mal richtig Km zu schlucken, was zum Ende unseres Urlaubs hin sehr hilfreich ist. Die 1600 Km etwa, die wir heute in gemütlichen 23 Stunden zurückliegen, hätten mit unserer alten Buskiste vorher eher 3 Tage gedauert, und dabei hätten wir noch nichtmal einen Film mit Vin Diesel oder Jean-Claude van Damme gesehen (heute übrigens relativ gute Filme bisher: Final Destination 5 (ist schrott und lief auf einer anderen Busfahrt bereits), Transformers (auch schrott), Undisputable Redemption 3 (vor allen Dingen für die 6-Jährigen gut, die sich freuen, wenns mal 2 Stunden durchgehend auf die Fresse gibt, aber auch für mich unterhaltsam), i Robot (läuft gerade, guck ich aber nicht) und The Mechanic (lief auf englisch und war in Busniveau gerechnet sensationell gut)). Innovativ wäre die Verteilung von Kopfhörern, obwohl sie eh fast jeder dabei hat. Man kann nämlich tatsächlich wie im Flugzeug die Kopfhörer einstöpseln und den Film dann in der gewünschten Lautstärke hören. Alle anderen sehen ihn dennoch nicht leise oder gar stumm, sondern nach Laune des Bushilfspersonals.
Bei der Fahrt von Santiago nach Buenos Aires, um den Bogen zur Story wiederherzustellen, hatten wir besonderes Glück, dass das Personal die Fahrt mehr als Ausflug ansah. Der vierte Unparteiische (drei Fahrer werden ergänzt durch einen, der Karten kontrolliert und Essen verteilt oder Wolldecken) interpretierte seine Rolle sehr aktiv und tat sich vor allem beim Verlosen der Überraschungsgewinne (Weinflaschen) hervor. Es wurden Lose verkauft (spottbillig, wie ich glaube, aber die Tatsache, dass wir viel zu viel an Gepäck dabei hatten, ließ uns vom Kauf zurückschrecken) und irgendwann Nummern gezogen. Bei jeder Nummer holte der Mann, den man sich als fast identisches Abbild von Bastian Pastewka vorstellen muss, tief Luft und imitierte vorm Aufsagen der Nummer die Melodie von „Wer wird Millionär“, bevor die Fragen kommen: „Tschatschatschatschaaaaa“. Maiken durfte aufgrund ihrer Neutralität als Losverweigerer sogar Glücksfee spielen, eine besondere Ehre für sie. Auch sonst kam der stets gut gelaunte Pastewka immer wieder mit dem Mikrofon in den Bus (er war vorher auch im Bus, aber der Bereich des Personals vorne beim Fahrer ist wie bei einem Cockpit abgesperrt) und erzählte uns Anekdoten oder etwas über die Landschaft, so dass wir es nicht verpassten, als wir am Aconcagua vorbeifuhren, dem mit haarklein weniger als 7000 Metern höchsten Berg Südamerikas. Irgendwann konnte ich dann auch beobachten, warum Pastewka und seine Busfahrercrew so gute Laune hatten. Beim Blick durch einen Spalt im Fenster konnte ich erspähen, wie Pastewka eine halbvolle Flasche Pisco (ca. 37 Umdrehungen) zurück ins Handschuhfach legte. War aber auch gerade Nationalfeiertag und da sollen sich auch die Busfahrer mal etwas gönnen dürfen. Schließlich kamen wir heil in der Stadt der guten Winde an. Das Timing im Bus war wieder einmal schlecht gewesen. Abends kann man ewig nicht einschlafen, hängt rum, kann draußen nichts sehen und hält sich solange mit Lesen oder Podcasts über Wasser, bis das Gehirn zu faul und bräsig wird, schaltet dann auf Musik um und regt sich die letzten Stunden vor dem Einschlafen nur noch über die anderen Penner auf, die seit vier Stunden tief und fest schlafen. Kommt man dann aber an, ist es ungefähr 8 Uhr morgens und man ist nach 4 Stunden mitten in der Tiefschlafphase, möchte gerne noch weiterfahren und nicht mit 30 Kilo auf dem Rücken die Hotelsuche antreten. Immerhin wussten wir dieses Mal, in welches Hotel wir müssen, da meine Eltern, die am nächsten Tag kamen, es bereits einen Tag früher für uns gebucht hatten. Selbstverständlich hatten wir uns vorher nicht mehr über die Adresse informiert und so mussten wir trotzdem ein wenig suchen, bevor wir uns in das riesige Bett schmissen und den von Pastewka jäh unterbrochenen Schlaf nachholten. Die nächsten Tage versuchten wir dann zusammen mit meinen noch leicht jetgelaggten Eltern die Metropole zu erschließen. Nachdem ich in Santiago das größte Steak meines Lebens gegessen hatte, gab es nun das beste. Ein gefühlt 15cm dickes Stück Fleisch, perfekt zubereitet, ganz innen noch rot, dann rosa und außen knusprig dunkel angebraten. Ich hatte auf der Stelle das Gefühl, noch nie zuvor ein Steak gegessen zu haben. Ich glaube, in den drei Wochen, in denen meine Eltern da waren und wir diese Zeit dann auch noch in Argentinien verbrachten, habe ich mindestens 4 Kilo zugenommen. Wir sind dann mit einem Mietwagen weiter durch das Land gefahren und haben erstmal Roni und Nils besucht. Mit Roni ging meine Mutter früher zur Schule, die beiden hatten sich allerdings die letzten 50 Jahre nicht mehr gesehen. Die beiden wohnen in einem deutsch geprägten Ort in der Nähe von Córdoba. Ich gebe zu, dass ich etwas skeptisch war, als wir das Ortsschild passierten, da schnell Werbung vom bald stattfindenden Oktoberfest an uns vorbeiflog und die Häuser im Schwarzwaldstil Namen trugen wie Abendsonne oder Seeblick (beide frei erfunden). Nils und Roni waren allerdings super nett. Bei den beiden war es so schön, dass wir kurzfristig unsere Pläne änderten, um am Ende der Rundtour durch den Norden nochmal wieder für eine Nacht bei ihnen einzukehren. Das schreibe ich jetzt auch nicht auf die Gefahr hin, dass die beiden eifrigen Blogverfolger wahrscheinlich wieder mitlesen werden. Nein, es war wirklich toll mit Euch, ein paar Fotos von dem Oktoberfest, dessen letzten Tag wir auf dem Rückweg dort noch mitbekamen, hänge ich mit an. Maikens erster Auftritt im Dirndl. Der Rest der Tour war in erster Linie von gewaltigen Schluchten geprägt, die uns immer wieder auf unsere eigene Winzigkeit zurechtstutzten. Dort oben im Norden sind die Anden so, wie wir sie vorher noch nirgends gesehen hatten. Überall rote, rosafarbene, grüne, blaue, lilafarbene und gelbe Steine und Berge, manchmal auch alles in einem. Argentinien ist mit seiner Ausdehnung einfach viel zu groß, um es in gut zwei Wochen zu sehen und ich denke, dass unsere Route für die Zeit sehr gut war. Ich hatte vorher noch gedacht, dass meine Eltern auf keinen Fall nach Hause fahren dürften, ohne die Wasserfälle von Iguazu gesehen zu haben. Die haben sie aber soweit weg von unserer Route gebaut, dass schnell klar wurde, dass wir auch ohne Iguazu definitiv genug auf der Liste hatten. Nach zwei Wochen hatten wir die meisten Weine der Region getrunken, so dass meine Eltern wieder zurückfliegen konnten. Weine spielen eh eine sehr bedeutende Rolle in der Region. Bei einer Verköstigung auf einem Weingut habe ich (Achtung, nächster Superlativ) den besten Wein in meinem Leben getrunken. Sollte einer der Mitleser zufällig mal bei einem Besuch im Lidl, Netto oder Aldi einen Cabernet Malbec Verschnitt von der Bodega Las Nubes sehen... Ihr wisst Bescheid.
Zwei Helden unter sich: Kleines dickes Diego...
...und Evita

 Skepsis ist angesagt, da sind sich Vater und Sohn einig
Antonio: Glückwunsch zu dieser Innovation, Apple nach Jobs kann einpacken

Es fällt mir wirklich in just diesem Moment auf, dass ich das Shirt verloren haben muss...
Ich werde hier nicht jede Scheiße kommentieren

Sol y Cerveza

Der Kater folgt

Die Häuser von La Boca


Das nationale Heiligtum: Der Tango


Nein, wir dachtens auch, aber die Bahn von Lukas, dem Lokomotivführer, heißt Wilde 13, die Wilde 17 fuhr schon immer nur in B.As.
Und wir waren dabei

Der Weihnachtsmann (Nils) ebenfalls

Greta duscht das erste Mal.
Abschied aus Villa General Belgrano und von Roni und Nils

Kärche in Salta La Linda

Ein Vicuna


Schlucht

In dem abgelegenen Dorf Iruya ist einmal im Jahr das große Volksfest und die Party lassen wir uns natürlich nicht entgehen

Auch für die beiden Haudegen jedes Jahr ein Highlight


Mehr Vicunas
Die Farben, wie geil!!


Tür ging auf einmal nicht mehr zu, aber es waren zum Glück zwei Mechaniker in der Nähe

Tourisachen für ALLE Interessierten

Vino
Hallo Maiken!

Ok, die Story in Kürze: Es war einmal eine Frau, die auf dem Weg in der Wüste starb. Einige Tage später fand man sie. An ihrer Brust fand man ihr Baby, das noch durch die Muttermilch am Leben geblieben war. Heute gibt es überall in Argentinen diese Schreine für sie, und sie stehen voll mit gefüllten Wasserflaschen, die ihr die LKW-Fahrer hinstellen.

Bodega Las Nubes




Rechts oben hat sich eine Schnitzerei aus dem Schwarzwald ins Bild geschlichen



Nationalpark Talampaya
Oktoberfest

Die Bierkönigin
Zünftig geht´s zu! Mit Niels, Roni (sie ist übrigens die Besitzerin des fantastischen Dirndls) und Eric (?), dem Gesicht des Oktoberfestes 2011

Das machen doch sonst die prallen Madels...


Puh, im Bus wird’s immer heißer, was machen die hier gerade mit uns? I Robot ist jetzt übrigens vorbei. Der freundliche Herr, der für das Busunternehmen im Kino war, um den Film mit seiner Digicam abzukopieren, scheint 10 Minuten vor dem Ende die Lust auf den Blockbuster verloren zu haben oder wurde erwischt. Nun werde ich wohl nie erfahren, ob Will Smith die weißen Roboter noch besiegt oder am Ende doch stirbt.

Und wieder ein Cut. Ich könnte jetzt so tun, als wäre das alles ein flüssig heruntergeschriebener Text. Aber meine neue Idee, Nähe zu vermitteln, verbietet solche Lügen. Allerdings habe ich mir fest vorgenommen, heute, drei Wochen nach Beginn der Zeilen, das Schreiben zu beenden. Leider haben wir hier kein Internet, WiFi hat sich hier noch nicht durchgesetzt und wer weiß, ob es das je wird. Tamagochis waren schließlich auch nur eine Modeerscheinung. Inzwischen sind wir schon wieder im nächsten Land. Die letzte Info stammte ja aus dem Bus zwischen Valparaíso und Calamity. Mein Akku beendete den Eintrag und bei Maikens Familie bin ich auch nicht mehr dazu gekommen. Ich möchte jetzt gar nicht mehr auf jedes Detail eingehen, und der ganze Blogeintrag ist mir diesmal viel zu chronologisch geworden. Wäre ich Leser, ich würde ihn mir um die Ohren hauen. Erwähnenswert ist auf jeden Fall die Stadt Valparaíso, von den Einheimischen und mir natürlich nur Valpo genannt. Nachdem ich ja bereits von Santiago begeistert war, kam jetzt auch noch das direkt in der Nähe liegende (Hamburg-Hannover) Valpo. Vielleicht muss ich doch nach Chile ziehen, was ich nach meinem Besuch in Calama erst gar nicht gedacht hatte. Valpo ist eine Hafenstadt und wahnsinnig schön. Voll mit Mosaiken auf dem Erdboden und in kleinen Gassen und Durchgängen. Irgendwo hängen auf einmal kleine kunstvolle Schwarz/Weiß Bilder von (überaus gelungenen) nackten Frauen, werden ganze Straßen mit Kunst aus Kronkorken verziert und Häuserblocks angemalt oder besprayed, und zwar nicht nur mit OZ. Selbstverständlich haben wir Bilder gemacht, könnt Ihr Euch ansehen.
Fast ein gewöhnlicher Anblick in Valparaíso, meiner neuen Lieblingsstadt


Badewanne aus Kronkorken


Empanadas
Fernseher aus und Leben leben!

Valpo bei Nacht

Valpo Bucht
Der Short Bus ist Pornodarsteller geworden, nachdem er uns verlassen hat. Ich hatte gleich das Gefühl, dass er ein schönes Leben vor sich haben würde.

Das Restaurant wurde boykottiert, kein Labskaus auf der Karte, Scholle Nordseeart hatten sie auch nicht



Nach der besagten Busfahrt kamen wir in Calama an. Maiken hat ja schon einiges über die Familie geschrieben, also will ich es dabei belassen, dass es auch für mich diesmal noch schöner war als beim ersten Mal, die Chilenos wieder zu treffen. Langsam fühle ich mich da selber als Teil der Familie, was aber auch daran liegen mag, dass wir etwas länger als geplant dort waren. Roger und Mirjam, unsere Schweizer Nachbarn, die wir schon in Panama und Cartagena wegen der Verschiffung und in Süd-Ecuador aus Spaß (wurde nicht so richtig was, da Roger höchstens während seiner Fieberträume Spaß hatte) getroffen hatten, sollten wir nun wieder in Calama treffen. Wir hatten uns fest vorgenommen, zu viert den Rekord gleichzeitig anwesender Touristen in Calama einzustellen. Zunächst klappte auch alles ganz hervorragend. Die beiden kamen sogar einen Tag früher als geplant und zwei früher als befürchtet, so dass wir pünktlich am Freitag in die größte Kupfermine der Welt besichtigen konnten. Ich persönlich fand vor allem die dazugehörige Stadt beeindruckend. Ich glaube, ich hatte bereits geschrieben, dass die Stadt Chuquicamata ab 2004 geräumt wurde (ich lese den ganzen Blödsinn sicher nicht nochmal, daher entschuldige ich mich im Voraus für Redundanzen). Nach ein paar Jahren war die Stadt leer und die letzten Umsiedler krank und seitdem steht dort eine Geisterstadt, die nur noch von Menschen wie uns besucht wird, die sich die Mine zeigen lassen möchten. Der Begriff Geisterstadt ist sehr treffend, wie ich finde. Die Schule steht leer, die Netze der Basketballkörbe hängen in Fetzen von den Ringen. Der überdimensionale Pinocchio grinst mich debil vom Spielplatz an, während ein großes Loch in seiner rechten Kopfseite klafft und Platz bietet für Vögel, denen niemand etwas von der Umweltbelastung in der Gegend erzählt hat. Die Apotheke, einst eine beliebte Anlaufstelle im Ort aufgrund der vielen Menschen, die über ständige Kopfschmerzen und Übelkeit berichteten, ist nun Ausstellungsort einiger Karten und Kupferprodukte, die den Besuchern gezeigt werden. Da sich keine Menschen mehr in dem einst 25.000 Einwohner beherbergenden Ort befinden, sind nicht einmal die üblichen Phänomene verlassener Häuser zu sehen. Sogar die Fensterscheiben der vielen kleinen Häuser sind noch ganz, weil keine komasaufenden Jugendlichen da sind, um ihre marodierende Rolle in der Gesellschaft auszuüben. Der Ort hat also tatsächlich etwas Gespenstisches und mit diesen Eindrücken im Gepäck haben wir uns dann noch die Mine angeguckt. 
Auf Jobsuche


Roger beim Tanken, als er dachte, er müsste weiter als nur hin- und zurück fahren, da hätte die normale Tankfüllung gereicht

Zurück in Calama, wollten wir am nächsten Morgen aufbrechen und das taten wir auch, wenn man 16 Uhr noch zum erweiterten Morgen zählen möchte, schließlich sind wir immer noch im Urlaub. So ging die Reise also los im Minsk (das unkaputtbare Allradmonster der beiden). Wir hatten uns zusammen eine 7-tägige Route ausgedacht, die vor nun exakt 5 Tagen startete. Unsere erste Station waren die Geysire von El Tatio in der Atacama Wüste. Nach einigen Stunden Autofahrt waren wir da. Leider geht die Fahrt hauptsächlich bergauf, was die Luft merklich abkühlen ließ. Wir waren gezwungen, bei den Geysiren direkt zu übernachten, da Geysire Frühaufsteher sind und sich nur zur Früstückszeit (anderer) zeigen. Also blieb uns nichts anderes übrig, ein Zelt aufzuschlagen. Im kalten Quilotoa in Ecuador hatten wir gelernt, dass erhitzte Steine lange warm bleiben und somit wie eine Heizung wirken. Also zwei Brocken zusammengesammelt und in die Küche des Hauses (da übernachten die Kassierer der Eintrittsgelder) geschleppt, wo sie auf dem Gasherd neben unserer Suppe auf 5 gedreht wurden. Es wurde allerdings schnell klar, dass auch diese improvisierte Heizung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein kann. Vor dem Schlafengehen zeigte das Thermometer -13 Grad und ich schicke jeden in die Wüste, der mir erzählen will, dass die trockene Luft eine gefühlt wärmere Temperatur mit sich bringt. So verließen wir gemeinsam mit unseren Schlafsäcken zuerst den Komfort- und dann den Extrembereich und freuten uns aufs Aufstehen. Doch die Strapazen lohnten sich. Ich kann eigentlich kaum verbalisieren, was wir gesehen haben. Ich kannte noch keine Geysire und war daher sicher doppelt begeistert. Ständig schießt es irgendwo aus der Erde heraus, kocht Wasser aus dem Boden und dampft es dichten Rauch über die Ebene. Dazu sind es so viele, dass man sich teilweise wie auf einem Ölfeld fühlt. Mehr will ich nicht schreiben, es bringt nichts, Ihr könnt Euch die Fotos ansehen. Als die Sonne endlich aufging, stellten wir uns wie wechselwarme Reptilien eine Weile in die Strahlen und verschafften so unseren Extremitäten ihre Bewegungsmöglichkeiten zurück. Nächster Tagesordnungspunkt Frühstück. Wir freuten uns so über die Omelettes, Pfannkuchen, den heißen Tee und Kaffee, dass wir erst wieder aus der Küche kamen, als alle anderen weg waren. Fast alle Besucher kommen in Form einer Tour, und die beginnen morgens um 4 in dem nächstgelegenen Ort (100 Km Schotterpiste, nix für meine Mutter ;-) San Pedro de Atacama. Das macht deswegen Sinn, weil die Geysire tagsüber nicht mehr aktiv sind. Als wir um 11 mit Eierresten in den Mundwinkeln nach draußen kamen, waren alle bereits wieder weg und nichts deutete mehr auf das eben gesehene Naturschauspiel hin. Leider sprang der Wagen nicht an. Der unkaputtbare Minsk war kaputt, und das hier und am Anfang unserer Tour. Zündkerzen durch, irgendwo ein Kurzschluss, wir brauchten Starthilfe. Nur von wem? Die Menschen, die dort zeitweise wohnen, fuhren so schlecht Auto, dass beim Anfahren direkt das Seil riss. Als wir uns endlich entschieden hatten, einen vermutlich unglaublich teuren Abschleppdienst von Calama aus durch die Schotterwege zu schicken, um uns abzuholen (immerhin 8 Stunden Fahrt für den Abschlepper müssen dann berappt werden), wurde uns klar, dass auch das nicht ging. Die Menschen dort haben weder Strom noch ein Telefon. Es schien klar, dass wir bis zum nächsten Morgen auf die nächsten Touristen warten müssten. Nur hatten wir überhaupt keine Lust noch eine Nacht das Blut gefrieren zu lassen. Am Ende entdeckten wir in der Ebene noch zwei verstreute Franzosen, Spätaufsteher, wie es scheint, die sich die letzten zwei noch leicht dampfenden, unbelehrbaren Geysire ansahen. Mit deren Starthilfe kamen wir los und schafften es tatsächlich wieder bis nach... Calama! Hallo, da sind wir wieder! Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass wir wieder herzlichst willkommen waren und noch ein paar schöne Tage verbrachten, bis es heute morgen nach Bolivien ging. Die Abendnachrichten wurden dominiert von dem 52. Geburtstag von Staatschef Evo Morales, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle auch von mir, du hässlicher Vogel!!
Jump Jump, the Mac Dad will make yo...

Jump Jump, the Daddy Mac will make yo, Jum Jump, Kris Kross will make yo...

Ein Gesicht, die beiden, ich habs schon immer gesagt, EIN Gesicht

Diese als Abschleppseil getarnte Schlange hat uns schon bei unserem eigenen Wagen im Stich gelassen, nun kam sie wieder raus und wir habens so satt



Hier seht Ihr endlich meine coole neue Mütze!




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