Samstag, 28. Mai 2011

Reisewarnung für alle Reisenden in Zentralamerika


 Achtung! Achtung! Hiermit geht eine Warnung raus an alle Reisenden in Zentralamerika, v.a. in den Ländern Mexiko, Belize und Guatemala. Weiterhin seien alle anderen Traveller gewarnt, die in den nächsten Jahren irgendwo in der Welt unterwegs sind, v.a. in Backpacker-Gegenden.
Gewarnt wird vor dem „Schweizer Professor“:



Getarnt als Fotograf und Höhlenforscher reist er durch die Welt, stets auf der Suche nach extremen und ausgefallenen Erlebnissen und Abenteuern. Der „Schweizer Professor“ reist allein, weshalb er einen hohen Bedarf an Kommnikation hat. Dabei wählt er seine Kommunikationspartner willkürlich aus und interessiert sich dabei nicht dafür, ob sein Gegenüber an einem Gespräch interessiert ist. Der „Schweizer Professor“ hat schon über 90 Länder dieser Welt besucht und spricht mindestens genauso viele Sprachen, daher gehen ihm die Gespächsthemen nie aus. Besonders gern hält er Monologe über sein ausgefallenes und verrücktes Leben on tour. Reisende seien hier besonders gewarnt, da die akute Gefahr besteht, dass Kartoffeln aus den Ohren wuchern oder Frikadellen am Ohr wachsen, wenn der „Schweizer Professor“ erst einmal zum Monolog ansetzt. Natürlich hat er auch überall auf der Welt Freunde und kennt in jedem Land mindestes eine Local-Family, von denen er gern enthusiastisch erzählt.
Besondere Vorsicht sei in abgelegenen Gegenden geboten, v.a. in indigenen Dörfern und Siedlungen, denn der „Schweizer Professor“ sucht gern den Kontakt zu Einheimischen. Dabei zielt er mit seinem Kameraobjektiv gern direkt auf die Gesichter der Menschen und berührt sie ungefragt, insbesondere Kinder.  
Auch in Höhlen und Minen besteht die Gefahr, dem „Schweizer Professor“ zu begegnen, denn hier eignet er sich Wissen und Erfahrung an, damit er sich weiterhin fälschlicherweise als Höhlenforscher darstellen kann.
Der „Schweizer Professor“ ist ein echter Abenteurer, also ein ECHTER Abenteurer, nicht so ein Weichei, wie die meisten anderen Reisenden, und er liebt die Extreme. Gern hält er sich an den gefährlichsten und spektakulärsten Orten der Welt auf, eben dort, wo die meisten Menschen sich nicht hintrauen – immer am Rand des Abgrunds, immer den Tod im Auge! Befindet man sich beispielsweise in der Nähe eines aktiven Vulkans, kann man damit rechnen, dass der „Schweizer Professor“ am Rande des Kraters steht und sich felsengroße Gesteinsbrocken um die Ohren fliegen lässt.
Sollte man dennoch auf den „Schweizer Professor“ treffen, sei höchste Vorsicht geboten! Der „Schweizer Professor“ ist nämlich durchweg eigennützig und geizig, verfügt außerdem über schlechte Manieren. Er ist nur ungern bereit, eingene Lebensmittel zu besorgen oder dafür zu bezahlen, eine von ihm gern genutzte Strategie ist es, andere Reisende zu überreden, ihm Frühstück oder Trinkwasser aus deren Hotels mitzubringen. Da er jedoch über ein im Vergleich zu anderen Reisenden hohes Reisebudget verfügt, besucht er täglich Restaurants und Cafés auf seinen Reisen, wo er mit Vorliebe mit den Kellnern über die Speisekarte diskutiert. Bevor er ein Gericht bestellt, und dabei muss erwähnt werden, dass er nicht besonders experimentierfreudig und aufgeschlossen der lokalen Küche gegenüber ist, lässt er sich detailliert Größe und Gewicht seines Gerichtes beschreiben und untermalt dieses Spektakel, das gut und gerne zehn Minuten andauert, mit ausladenden Gesten. Am besten sucht man sich also einen Tisch mit viel Beinfreiheit, sollte man mit ihm ein Restaurant besuchen, damit man sich vor Scham unterm Tisch verstecken kann, oder man entschuldigt sich bei der Bedienung für das Verhalten und betont, dass man NICHT befreundet ist. Diesen Weg haben wir gewählt. Der „Schweizer Professor“ hat eine große Angst davor, benachteiligt und schlecht behandelt zu werden. Diese Angst wurzelt sicherlich in seiner Kenntnis um den kategorischen Imperativ, anders lässt sich diese Panik nicht erklären. Es ist dem „Schweizer Professor“ nicht bekannt, Trinkgeld zu geben, daher sollte man ein paar Münzen mehr einplanen, wenn man mit ihm ein Restaurant besucht.
Grundsätzlich sollte man immer ein paar Münzen mehr einplanen, wenn man mit dem „Schweizer Professor“ gemeinsam reist, bzw. um eine milde Gabe betteln, die zumindest die gemeinsam entstandenen Ausgaben deckelt. Denn sobald finanzielle Ausgaben nötig sind, z.B. an der Tankstelle, verzieht er sich lieber und macht eine seiner vielen Zigarettenpausen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass der „Schweizer Professor“ unter einer ausgeprägten Rechenschwäche leidet, die beispielsweise dann zum Ausdruck kommt, wenn man gemeinsam eine Unterkunft sucht. Hier kann es passieren, dass er eine haarstäubende Rechnung aufstellt, mit der er seine Reisebegleiter dazu überreden möchte, das für ihn günstigere Zimmer mit ihm zu teilen, obwohl diese das gar nicht wollen und es nebenbei auch gar nicht günstiger für sie ist. Diese Rechenschwäche überrascht ein wenig, war der „Schweizer Professor“ in der Vergangenheit doch Finanzberater in der Schweiz.
Dem aufmerksamen Leser ist sicherlich aufgefallen, dass der „Schweizer Professor“ über eine Vielzahl von Berufen und auch Erfahrungen und Wissen verfügt. Sollte es trotz dieser intensiven Warnung zu einer Begegnung mit dem „Schweizer Professor“ kommen, sollte man es sich nehmen lassen, seine beruflichen Stationen und Qualifikationen einmal genauer nachzufragen, es kann mit originellen und kreativen Antworten gerechnet werden. Ein kurzer, unverbindlicher Kontakt kann also auch unterhalsam sein und zu Belustigung führen.
Unangenehm wird es allerdings, wenn man sich vom „Schweizer Professor“ abwendet oder den Kontakt abbricht. Dann reagiert er beleidigt und straft sein Gegenüber mit Nichtbeachtung. Er ist nämlich sehr vereinnahmend und möchte jede Minute mit seinen neuen Bekannten verbringen, weil er sich alleine nicht beschäftigen kann. Dennoch empfielt es sich, diesen unangenehmen Weg zu wählen und einen guten Moment abzupassen, um den „Schweizer Professor“ loszuwerden. Der eigene Körper wird sicher Signale senden, die einem anzeigen, dass es nötig ist, getrennte Wege zu gehen (z.B. innere Unruhe, Gefühle der Wut und Frustration, Gereiztheit, Frikadellen an beiden Ohren).
Ein letzter kurzer Hinweis sei an dieser Stelle noch von Nöten: Sollte man wider Erwarten trotz dieser Warnung auf den „Schweizer Professor“ treffen und in seine kommunikativen Fänge gelangen, sollte man darauf achten, einen Mindestabstand zu ihm einzuhalten. Erstens erweist es sich als weniger beschämend und peinlich, wenn man nicht mit diesem Exemplar Traveller in Verbindung gebracht wird und als zugehörig erkannt wird, zweitens stellt der „Schweizer Professor“ eine olfaktorische Belästigung dar. Ob er nicht ausreichend Wechselwäsche in seinen Rucksäcken hat oder uns einfach nicht mehr Kleidungsstücke präsentieren wollte, wissen wir nicht. Seine eintönige Kleidungswahl an sechs aufeinander folgenden Tagen bei tropischen Temperaturen im mexikanischen Urwald hat ihm den Beinamen „das rote T-Shirt“ eingebracht. Aller Warscheinlichkeit wird er auch heute noch das berüchtigte rote Shirt tragen und daher dankbarerweise schon drei Tage gegen den Wind zu riechen sein, was die Chance steigert, dem „Schweizer Professor“ gar nicht erst in die Arme zu laufen.
Wir freuen uns, wenn wir mit dem Beitrag andere Reisende vor der Begegnung schützen können!
In dem Sinne, Grüezi, odr?  Hopp, Schwiiz!
Irgendwie müffelt der Beifahrersitz immernoch ein bißchen...
Frikadellen an Ohren

1 Kommentar:

  1. Da habt ihr ja einen reizenden Zeitgenossen kennengelernt! Könnte es sein, dass im "professoralen" Rucksack nicht nur wenig Wechselwäsche, sondern auch womöglich vergessener Schweizer Käse war?
    Na ja, ihr habt es überstanden . . .

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