Montag, 5. September 2011

Backpacking in Little Winterthur mit Spätzle und Gulasch


Hallo Freunde!
Ich sitze grad im wechselwarmen (tags warm, nachts kalt) Cusco in Perú, Lars neben mir am Laptop. Wir sind nun ja in der luxuriösen Situation, dass wir an zwei Rechnern gleichzeitig schreiben können, nachdem mein Laptop es im Gegensatz zu uns geschafft hat, rechtzeitig zur Hochzeit in Ecuador anzukommen. 

Wie, was hää? Wo sind denn Beatle und Teresa? 

Lars schreibt einen Artikel über das Klima in Südafrika -ein relativ dankbares Thema, wir haben auch schon Artikel über Jesus Christus, Low Carb Diäten, Orientierungswandern oder die Anleitung zum Tapezieren auf der Uhr. Man lernt ja nie aus....und ich sitze daneben, erzähle Euch ein wenig von unseren letzten zwei etwas ruhigeren Wochen und koch wie eine anständige Hausfrau für unsere nächsten Tage vor, weil wir morgen auf eine 4-tägige Wanderung aufbrechen werden. Nicht, dass WIR sooo viel essen müssen, wir werden begleitet von einem Esel oder Maultier oder Pferd (Ich wünsch mir ein Pferd!!! Und wenn´s ein Esel wird, mach ich Fotos für die Tinna!) samt Treiber, und da wollen wir natürlich angenehme Gefährten sein und denen ein anständiges Mahl anbieten.
Dass wir nun mit zwei Laptops reisen, erlaubt uns einerseits, unsere Kommunikation nun vollständig einzustellen, andererseits hebt es uns auch von allen anderen Backpackern ab. Wer ist denn so verrückt??? Zwei Rechner mit einer Größe, die heute sowieso nirgends mehr zu kaufen ist??? „Und die passen in Euren Rucksack?“ -Sehr witzig! Wir hatten mal nen Bus, aber das ist eine andere Geschichte... Tatsächlich findet man kaum noch Touristen, die ohne Laptop oder wenigstens einem internetfähigem Handy (gibt’s das überhaupt noch ohne?) ins Ausland reisen, das erstaunt uns sehr. Wir sind jedenfalls die Krönung, da wird jeder Backpacker neidisch, denn wir können uns BEIDE hinter unseren riesigen Bildschirmen verschanzen, Artikel schreiben, nach Hause telefonieren, Onlineradio hören (haha, wir amüsieren uns grad köstlich über die Qualität von Delta-Radio, was wir nur hören, um unseren schönen, breiten norddeutschen Dialekt zu erhalten, den man dank der vielen netten Süddeutschen und Schweizer ja fast verliert...), Blogschreiben und Sportergebnisse aus aller Welt, aktuell aus New York, abrufen.
Wie Ihr seht, verbringen wir unsere Zeit nicht nur mit Vulkanausbrüchen und Motorexplosionen. Es springen auch nicht permanent Wale um uns herum (was uns allerdings gut gefallen würde...), und wir waren auch noch nicht im Epizentrum eines Erdbebens. Die meisten Tage unserer Reise verlaufen ganz unspektakulär schön! Wir sehen so viele unglaublich schöne Sachen, freuen uns über die fremden Landschaften und die anderen Kulturen, die uns umgeben. Insbesondere die letzen beiden Wochen waren eine Zeit, in der wir das Reisen intensiv genosssen haben, allerdings ohne die spektakulären, atemberaubenden (mein neues Lieblingswort, passt in jeden Werbeartikel...) Erlebnisse, sondern mit anderen Aspekten, die das Reisen so schön und einzigartig (auch Werbedeutsch;-)) machen. Gerade hat Conny, ein Mädel, das wir in Ecuador kennen gelernt haben, gefragt, wann wir denn wieder was im Blog schreiben werden. Eigentlich gibt’s ja gar nicht zu berichten, denn wir haben ja nix gemacht in den letzten Wochen, waren wir uns einig. Aber irgendwie gibt’s doch was zu berichten, denn es sind ja nicht immer die wilden, spektakulären Geschichten, die uns begleiten, sondern häufig die kleinen, leisen Momente, die netten Bekanntschaften, oder einfach die alltäglichen Dinge, die uns auf unserer Reise begleiten. So zum Beispiel, dass Lars inzwischen weiß, dass die Wüste im Westen Südafrikas durch die kalten Meeresströme bedingt ist, neben uns im Kochtopf ein Kilo Camote köchelt und im Delta-Radio Sendegebiet kein Stau ist (ist bei Euch ja auch grad ca. 3Uhr morgens) und morgen Quellwolken aufziehen über Schleswig-Holstein (deldda raaadiooo, das Wedder, moin moin:-)
Wie in eigentlich jedem Land interessieren wir uns ja besonders für die heimische Küche. Vielleicht werden wir den einen oder anderen mit unseren besten Einfällen und Inspirationen später beglücken, wobei fraglich ist, wie wir in Deutschland an die nötigen Lebensmittel kommen könnten. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Tochter oder kleine Nachbarin, die man zur Aufzucht eines süßen, niedlichen Meerschweinchens überreden kann. Das könnten wir dann in einer Nacht-und Nebelaktion entwenden, unter einen Stein rollen und auf ein kleines Stöckchen pieksen. Tut gar nicht weh, sieht auch nicht schlimm aus. Vorher sollte man das kleine Mädchen motivieren, das Tier schön zu mästen, damit es auch auf den Spieß passt, allerdings kann ich aus eigener Erfahrung (das war nicht ich, sondern mein Bruder!) darauf hinweisen, dann Kinderschokolade nicht dazu beiträgt, einem Kleintier zu mehr Gewicht zu verhelfen, sondern den sofortigen Exitus hervorruft. So, aufgespießt kann man das dann grillen, wir Hamburger sind doch ein fleißiges Grill-Volk, und dann nennen wir es „cuy“. Wenn die ersten Sonnenstrahlen im Frühling über die Elbe scheinen, könnt man doch ein schickes Barbecue machen! Schön ein lecker Astra dazu...Alternativ kann man auch Kuhherzen grillen, das nennt man dann Anticucho, auch zu empfehlen. „Lars, wie schmeckt das?“ „Schmeckt saftig, trotz gegrillt. Und hat einen etwas stärkeren Eigengeschmack, als Rind normalerweise hat.“ Die bekommt man bestimmt auch besser, ohne ein kleines tierliebes Kindchen zu vergraulen. Vielleicht beim Bauer Harms in Hasenmoor? Oder aufm Biomarkt in Ottensen? Wir werden uns dann im Frühjahr drum kümmern!
Cuy am Elbstrand??
Herz bumm bumm


Perú ist ein Kartoffelland! Schön, dass nicht nur wir Deutschen für die Liebe zum Erdapfel bekannt sind. Und ich muss sagen, wir kommen längst nicht an das heran, was Perú auf dem Kartoffelmarkt zu bieten hat. In Deutschland sind wir ja dabei, allseits beliebte Kartoffelarten zu verbannen (Adios, Linda), was dazu führt, dass wir eine weitaus kleinere Auswahl an Kartoffeln auf den Tisch bekommen. Hier gibt es so wahnsinnig viele Sorten, das ist echt der Hammer. Eine der wenigen, die wir probieren konnten, heißt Camote, ist orange-rot und hat es gleich mehrfach in unseren Kochtopf geschafft. Von Farben beim Essen sollte man sich hier eh nicht beeinflussen lassen,fraglich bleibt für uns allerdings, ob der schwarze Mais, den wir neulich so lange bearbeitet hatten, für uns oder doch eher als Tierfutter gedacht war.
Achtung, wir kochen peruanisch!



Bei den vielen neuen gustatorischen Erlebnissen bleibt es nicht aus, dass sich das ein oder andere Fremdtier in den Körper einschleicht, und so mussten wir hier in Cusco grad eine parasitärbedingte Pause einlegen. Genial: Das passiert nicht nur mir, auch Schweizer Mägen werden anscheinend gern von den kleinen Besuchern heimgesucht -das beruhigt;-)
So, nun aber Schluss mit den vielen appetitlichen Themen. Berichten wollten wir von den letzten zwei Wochen, in denen wir nix gemacht haben. Zum Nix-Machen sind wir ins schöne Vilcabamba gefahren, einem kleinen Ort im Süden Ecuadors. Dort steht ein ganz beeindruckender Kasten auf dem Berg: Das Hostal Izhcayluma von dem bayerischen Geschwisterpaar Peter und Dieter. Die zwei haben den Laden voll in Schuss, und das Hostal gleicht eher einem Wellness-Spaß-Resort, wie es auch auf Malle stehen könnte. Wir haben uns besonders am WiFi, der Tischtennisplatte, der deutschen Küche (Spätzle, Knödel und selbstgebackenes Brot, vermutlich die Lebensmittel, auf die sich jeder Deutsche nach einiger Zeit im Ausland stürzt) und den zwei der drei Hunde Nieve und Ami erfreut. Im Hostal wimmelt es nur von deutschen Touris, denn die beiden Besitzer haben sich inzwischen einen beachtlichen Ruf aufgebaut. In diesem Meer an Touristen haben wir uns die beiden coolsten Fische ausgesucht und einige schöne Stunden mit Conny und Sanni verbracht. Das Timing war mal wieder auf unserer Seite, denn erstens durfen wir mit Conny ihren Geburtstag feiern und saßen dadurch am richtigen Tisch, als die Geburtstagstorte aufgetischt wurde :-) und zweitens sind die beiden Ladies zufällig Medizinerinnen und konnten mir spontan im Restaurantklo meine Dosis Antibiotika verabreichen -eine Aktion, die bei einem anderen Gast, der zufällig das Klo betreten musste, als ich die Spritze im Po hatte, fast einen Herzinfakt ausgelöst hätte. 
Die beiden Doctoras am Werk
Happy birthday, Conny! So macht man das in Ecuador...

Weil wir ja so gern unsere Pläne ändern und die Mädchen so gern mochten, wären wir fast mit ihnen aufgebrochen, die Vernunft siegte allerdings mit dem Ergebnis, dass sich am nächsten Tag unsere Schweizer Freunde ankündigten -wieder Planänderung. Also sind wir geblieben, haben mit Pauken und Trompeten Roger und Miriam empfangen, sind für drei Tage vom Backpacker zum Camper mutiert und haben eine schöne Zeit verbracht. Leider war Roger ziemlich krank und musste die meiste Zeit den Camper-Joyota-Minsk hüten, aber wir haben trotzdem Miriam die Ohren vollgelabert, Cuba Libre getrunken und das ganze Essen aufgegessen, das Miriam uns gekocht hat. Genau genommen haben wir uns also genau drei Tage schlecht benommen und sind dann schnell wieder weitergereist. Greta durfte Reitstunden auf den Hunden  machen, ich habe Zählen auf Schwiizertüüütsch gelernt und Miriam hat Lars im Tischtennis und Billard trainiert. Es war jedenfalls eine tolle Zeit und echt gut, dass wir die Beiden nochmal treffen konnten. Den Opa Hugo, den wir ja für besondere Momente aufgehoben haben, konnten wir diesmal nicht genießen, weil Rogers Körpertemperatur nach etwas Antialkoholischen verlangte, aber wir heben ihn nochmal auf, falls es im November nochmal was wird mit einem Date. Danach ist der Opa Hugo dann aber weg!!!
Vilcabamba
Ara im Café

Nieve und Ami. So kleines Spanischquiz: Wer ist wohl Ami? Der Gewinner...Ihr wißt schon und wollt es sowieso nicht;-)


Toll, Papayabaum! Will ich auch, wenn ich groß bin!


Greta nimmt Reitunterricht

Little Winterthur

Als nächsten ging es nach Lima, eine Fahrt, die rund 30 Stunden im Bus dauerte. Aber was macht das schon, wenn man in der peruanischen Hauptstadt von der wahren Strahlekönigin Glenda empfangen wird. Glenda ist ein Urlaubssouvenir von Lars aus Vietnam, und nun durften wir bei ihr und ihrer Familie in Lima zu Gast sein. Mit ihr sind wir durch die Stadt gestreift, haben verschiedene Kulinaritäten getestet und unsere Reiseplanung mal wieder überworfen, wie wir es so gern alle 5-10 Tage machen. 
Strahle-Glenda 
Wer hätte das gedacht, mitten in Lima befindet sich Harry Potters Bibliothek!

Dank dieser Planänderungen und Isabellas rettender email ( mit Tipps und Motivation) sind wir nun also in Cusco und starten heute auf unsere Wanderung, die uns an relativ unentdeckte Inkaruinen bringen wird. Inzwischen sitze ich in der warmen Höhensonne, Deltaradio interessiert uns nicht die Bohne, Lars hat sich über das Klima in Simbabwe ausgelassen, die Camote und zehn Eier sind gekocht, und die Rucksäcke sind gepackt. Ich fühle mich ein wenig wie einst mit Pfadfinder Christian in Chile (Stichwort: Tabanos;-), denn die Rucksäcke sind mehr mit Essen als mit persönlichen Gegenständen gefüllt, mit der Ausnahme, dass wir nicht Kernseife, sondern schönes Duschgel dabei haben, zumindst die Hände will ich schön sauber haben.
Lars mit seiner amiga Kia beim Zählen bis Hundert, ab Hundert wirds schwierig und endet mit Streit;-)

So, meine Lieben, das war´s denn erstmal! Das nächste Mal melden wir uns dann als Archäologen zurück!
Bis bald,
Maiken

4 Kommentare:

  1. Das mit den Meerschweinchen ist ja eine tolle Idee! Geht das auch mit kleinen Katzen??? Ich habe nämlich gerade vier übrig. . .

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  2. Ich hoffe sehr, dass Lars auf Eurer Wanderung nicht in die Kirche gehen muss, um Erlösung zu Erflehen!
    Falls es hart auf hart kommt, mit den Nervetieren - Opa Hugo ist auf Eurer Seite!

    Liebe Grüße,
    Valerie

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  3. Die Wanderung haben wir gut überstanden, und wir haben mit unserem Eseltreiber fleißig Pachamama gehuldigt statt in die Kirche zu gehen. Dafür wurd ich einfach mal glatte 64 km lang "Maria" genannt, weil sich unser Treiber meinen Namen nicht merken konnte, das ist christlich genug....dieses Mal war man neben Lars recht sicher vor Insektenstichen - er hat sie alle abbekommen. Da half auch kein Opa Hugo mehr! Ich selbst war ganz tapfer und hab fast gar nicht gemault;-)

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  4. Alles klar! Könnt ihr haben. Braucht ihr noch was...?

    Gruß, Ole

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