Vom Drinni zum Draussi...
Wer im letzten Sommer mit vier bis sechs charmanten Mädels in Santanyi/ Mallorca war oder schon einmal mit Frank vor Ses Salines Katamaranfahren war, der weiß genau, was ich meine...für alle anderen: Das Outdoor-Leben hat Überhand gewonnen! Bestimmt auch anders, aber vor allem so, läßt sich die erste Woche beschreiben, die wir mit unserem Shortbus im Süden Kaliforniens verbracht haben.
Aus unserem kuscheligen, warmen, chilligen Wohlfühlnest Montara sind wir Ende Febrauar aufgebrochen, allerdings mit dem Wissen, in schon 10 Tagen Spencer, Dianne und Owen wiederzutreffen, um mit denen in Matt´s Swimmingpool in Phoenix zu hüpfen. Matt´s Swimmingpool habt Ihr ja schon kennen gelernt im letzten Blog.
In Hamburger Schmuddelwetter gings dann los, ganz weit nach Süden, Sonne und warme Temperaturen als Ziel. Zu Ehren Kochis haben wir dann den Weg über Tipton gemacht, sind allerdings erst spät in der Dunkelheit dort angekommen. Hier ist alles so groß und so weit, da kann man sich gut mal in den Entfernungen täuschen. So haben zwar keine Bettencourts getroffen, aber dennoch einen ganz guten Eindruck darüber bekommen, wo Kochi damals war.
Nach zwei Tagen bei Paul (Lars berichtete bereits...) fiel dann endgültig der Startschuß fürs Outdoor-Leben! Das heißt, wir werden nun ganz schnell ganz waschechte Camper und Weltenbummler! Wer braucht schon fließend Wasser und Strom? Wir nicht! Wir brauchen Feuerholz und Wasser aus Galonen. Heizung, warme Betten und Drei-Gänge-Menües? Pahh, mit uns nicht! Außerdem sind wir tiptop ausgerüstet, und echte Draussis, wie wir welche sind, kann nichts erschüttern! Also, auf zu Walmart, Shortbus volladen mit allem möglichen Krempel, der das Überleben in der Natur nicht nur möglich, sondern auch angenehm macht. Einen gustatorischen Leckerbissen hatten wir übrigens schon in der Bayarea um Montara und San Francisco gefunden. Bruce, der Papa von Dianne hat uns einen indischen Supermarkt empfohlen, der unglaublich leckere, indische Fertiggerichte zu einem fast indischen (naja, ein bisschen übertrieben, aber wirklich guten) Preis verkauft. Olfaktorisch gleicht unser Shortbus nun also eher einem Bollywood-Express, und wir freuen uns jeden Abend über echt gutes Fertigessen. Gut, wir sind nun also ausgerüstet und wahnsinnig motiviert, echte Draussis zu werden, also steuern wir von L.A. aus auf den nächsten Nationalpark zu, den nachts halbwegs erträgliche Temperaturen verspricht: Joshua Tree NP. Und ich glaube, es gibt kaum schönere Orte, um eine Campingtour zu starten. Joshua Tree liegt in den Wüsten Mojave Desert und Colorado Desert in Kalifornien, direkt am San Andreas Graben. Hier kommen die Nordamerikanische und die Pazifische Erdplatte zusammen, und es findet viel Bewegung zwischen den Erdplatten statt. Man kann den San Andreas Graben mit bloßem Auge erkennen, und mit dem Wissen um die vielen Erdbeben in dieser Welt, wird einem ganz mulmig bei der Betrachtung. Hier in Kalifornien wird der Big Bang seit Jahren erwartet. Zu dem Zeitpunkt war die schreckliche Katastrophe in Japan noch nicht passiert.
Der Nationalpark hat seinen Namen bekommen durch die bizarren Bäume, die in der Mojave Desert überall zu finden sind, die Joshua Trees. Greta hat einen Joshua Tree beklettert, während wir uns mehr auf die Felsen und Steine gestürzt haben, die ein wahres Kletterparadies für Kletterer alles Schierigkeitsgrade darstellt. Joshua Tree ist ein echter Funpark, der unglaublich viel Natur zu bieten hat, von Kletterwänden über Wanderrouten zu Wüstenoasen, streunernden Coyoten und Pumas und verrückten Kakteen, die mit ihren Stacheln schmeißen. Wir haben eine ganze Woche in und um diesen Park verbracht, allerdings nur eine Nacht...Angekommen im Park haben wir uns eine bezaubernde Campingarea ausgesucht, wunderhübsch gelegen, eingebettet von Joshua Trees und Kakteen, ein Felseldorado direkt vor der VW-Bustür. Tagsüber schön sonnig, frischer Wind, Feuerholz im Gepäck, kühles Cider im Holzschrank, Feuchttücher in der Kulturtasche – dem wahren Outdoor-Camping-Erlebnis stand nichts im Wege! Als die Sonne unterging, erwachte über uns ein unglaublicher Sternenhimmel, wie wir ihn noch nicht gesehen hatten. Stundenlang kann man in denn Wüstenhimmel bei Nacht starren und sich über die Vielzahl und Strahlkraft der Sterne wundern. Unser Zeltnachbar hat gleichzeitig ein Lagerfeuer gestartet und uns eingeladen, mit ihm am Feuer zu sitzen. Gesagt, getan, Herb aus Alaska ist ein netter Kerl, der mit seinem Hund Brooke im Pickup aus Alaska (!) unterwegs ist und Verwandtschaft in den anderen Staaten abklappert. Wir hatten den Rotwein, er das Feuerholz, und so hatten wir einen schönen Abend, bis Herb sich ins Zelt verabschiedete und uns mit seinem Feuer allein ließ. Wir haben dann nochmal mit Holz und Wein nachgelegt, bis wir gegen Mitternacht auch mal Schlafen gehen wollten. Nur einen Meter vom Feuer entfernt haben wir gemerkt, dass es dann doch recht frisch draußen ist, und als wir in unseren Bus gekrabbelt sind, hat uns die Kälte gepackt. Gefrorene Fensterscheiben, Schlafsäcke, die ihren Komfortbereich eher im zweistelligen Bereich haben und zwei Rotweinschädel haben uns, v.a. Lars, der mit ganz Gentleman-like sein warmes Inlet für den Schlafsack lieh, eine fast schlaflose Nacht im Joshua Tree NP beschert.
-5 Grad waren es wohl, wie uns Herb am nächsten Morgen mitteilte, ein Klacks für nen Camper aus Alaska. Im Vergleich zu Herb sind wir dann wohl doch eher Sommer-Draussis, und wir mussten uns eingestehen, dass wir zwar vielleicht bald waschechte Camper sind, allerdings nicht bei Schnee und Eis. Liebe Bad Bramstedter, ich erinnere mich noch gut daran, dass Arved Fuchs in Vorbereitung auf seine Dagmar Aen- Grönland-Touren bei NFZ im Kühlhaus genächtigt hat...das ist ja schön und gut, aber das muss ich irgendwie nicht haben. Da wir also auf solch winterliche Temperaturen nicht vorbereitet sind –schließlich wollen wir durch Mittel- und Südamerika reisen- haben wir die weiteren Nächte außerhalb des Parks verbracht, möglichst viele Höhenmeter runter, wo es nachts nicht so eisig wird. Dieses Kriterium zog uns dann an den Salton Sea, ein Salzsee, der knapp 70m unter dem Meerresspiegel liegt, und und ideale Bedingungen zum Campen lieferte.
Lange Wanderungen, Kletterpartien, Lagerfeuer, indische Currys mit Kartoffelpüree und Tortillas, Trangia- Mega-Power-Kocher, Solardusche, Plumpsklo, Truckstops, Sonnenbrand, Gefrierbrand, Dominion-Schlachten, Geocaching, Joggingrunden und Fußballspiele – das waren unsere Highlights der ersten Campingwoche. Und das hat uns so gut gefallen, dass wir auf unserem Weg nach Phoenix quasi vor deren Haustür nochmal Halt gemacht haben und eine Nacht in einem weiteren Naturreservat (White Tank Mountains) verbracht haben. Wie echte Draussis das eben machen...
Eure Maiken
P.S.: Leider ist die Internetverbindung hier heute etwas schlecht, wahrscheinlich steht der Wind ungünstig. Fotos hochzuladen ist gerade beim besten Willen nicht möglich, obwohl das eigentlich das Wichtigste an dem Blog über Joshua Tree ist. Die Fotos werden also bei der nächsten Gelegenheit folgen, sorry!
Hallo ihr Beiden!
AntwortenLöschenSeid ihr wirklich sicher, dass ihr da wieder weg und noch bis Chile weiterfahren wollt? Nach der Beschreibung und jetzt auch noch den Bildern zu urteilen, scheint ihr ja schon jetzt ein kleines Paradies gefunden zu haben.
Liebe Grüße aus Rumänien!